Achterbahn, Karoline und du

nach „Kasimir und Karoline“ von Ödön von Horváth, Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 11-13

In seinen „Szenen von Liebe, Lust und Leid, und unserer schweren Zeit“ von 1931/32 zeigt Horváth seine Figuren auf der Suche nach ihrem persönlichen (kleinen) Lebensglück, gefangen in Klischees und Kalenderspruch-Weisheiten, und unfähig, ihren wahren Gefühlen Ausdruck zu geben.

Gerade ist Kasimir arbeitslos geworden – und daher begleitet er nur missmutig seine Braut Karoline aufs Oktoberfest. Die will sich ihre Lust an den Vergnügungen aber nicht nehmen lassen: Erst genießt sie Eis und Achterbahn mit dem Angestellten Schürzinger, dann Champagner und Hippodrom mit dessen reichen Chef, dem alten Kommerzienrat Rauch. Der fühlt sich wieder jung in der Nähe von Karoline und wittert die Chance, markigen Anspielungen gegenüber seinem „Spezi“ Speer nun auch Taten folgen zu lassen. Was Karoline gar nicht so unrecht ist, wittert sie doch wiederum die Gelegenheit des sozialen Aufstiegs. Kasimir findet unterdessen Trost beim Bier und bei dem befreundeten Gaunerpärchen Erna und Merkl Franz, die miteinander nicht wollen und dennoch nicht voneinander lassen können. Am Ende kann Karoline nur resümieren: „Man hat halt oft so eine Sehnsucht in sich – aber dann kehrt man zurück mit gebrochenen Flügeln und das Leben geht weiter, als wäre man nie dabei gewesen.“

Im Fokus unserer Arbeit stehen nicht das Münchner Oktoberfest, nicht der Rummel / die Kirmes, schon gar nicht die Dreißiger Jahre, sondern die Menschen, denen die Liebe abhanden gekommen ist ( „wie anderen Leuten ein Stock oder Hut“ ), ihre Sprachlosigkeit, ihr inneres Verstummen. –

Was?, fragt Erna am Ende, und Kasimir antwortet: Nichts.

Von und mit:
Malte Bischof, Volker Enzesberger, Lukas Fesenfeld, Jessica Freitag, Ben Gageik, Julia Hensch, Daniel Heinen, Ronja Kruse, Sean Mertiens, Nurcan Selek, Sinem Spielberg, Alexandra Surdina, Alexander Tsoubaklis, Fabienne Zaumseil
Sprachgestaltung:
Achim Raven
Maske:
Hilla Lang
Musikschnitt:
Marius Menschel, Markus Wilharm
Requisite/Programmheft:
Jenja Klebanova
Video:
Iskender Kökce
Fotos:
Cecilia Gläsker
Tanz:
Markus Wilharm
Technik:
Alexander Conrad, Yoshiyuki Henning, Paul Neddermann; Christian Haack, Atsushi Henning, Thomas Marx, Katrin Rübsam
Spielleitung:
Petra Reuffer, Michael Stieleke
Mitarbeit:
Heli Herbst
Dauer:
80 Minuten
Aufführungen:
  • 23. März 2006, Premiere
  • Eröffnungsstück der Schultheatertage im FFT Juta
  • Eingeladen zur Theaterwoche Korbach
  • Eröffnungsstück des wiederbelebten Landes-Schülertheater-Treffens NRW

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