Maria Magdalena

nach Friedrich Hebbel, Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 11-13

Eine junge Frau zwischen zwei Männern – ein beliebter Komödienstoff. Wenn diese Männer aber der Vater der jungen Frau und der Vater ihres ungeborenen Kindes sind, beginnt ein Trauerspiel: Klara will ihrem harten und selbstgerechten Vater eine gute Tochter sein. Da kann es nicht angehen, dass sie ein uneheliches Kind zur Welt bringt. Also bemüht sie sich, den kalten Ehrgeizling Leonhardt als Vater in die Pflicht zu nehmen. Am Ende steht sie allein da.

In dieser dramatischen Konstellation steckt der Geist des 19. Jahrhunderts, der doch herzlich wenig mit der Lebenswirklichkeit junger Erwachsener im beginnenden 21. Jahrhundert zu tun hat. Gerade deswegen aber ist es umso verwunderlicher, wie viele junge Frauen sich auch heute als Tochter, Geliebte bzw. Gattin definieren, auch wenn sie noch so selbstsicher und selbstbestimmt auftreten.

Hebbels „Maria Magdalena“ ist ein Stück über soziale Kälte und vereinzelte Menschen, die zum wirklichen Gespräch nicht mehr fähig sind. Es erzählt von der Ausweglosigkeit einer Frau, die den normativen moralischen Druck der bürgerlichen Gesellschaft nicht aushält und Selbstmord begeht, und von Männern, die ein „steinernes Herz“ haben, an denen die anderen zerbrechen.

Die Inszenierung „bricht“ die Szenenfolge und löst die Dramaturgie filmisch in eine Vielzahl von kürzeren Szenen auf, streicht Figuren und konzentriert sich auf die beiden Hauptfiguren Leonhard und Klara. Sie verzichtet auf 1 zu 1 Besetzungen: Alle Spieler sind Leonhard, alle Spielerinnen Klara. Jeder spielt sein Verständnis der Rolle und bietet dem Zuschauer unterschiedliche Sichtweisen auf die Geschichte. Der Zuschauer setzt „seinen“ Film für sich zusammen, unterstützt durch das Spiel auf einer rechteckigen Arena-Bühne, die von allen vier Seiten mit Zuschauertribünen umgeben ist und jedem im Publikum einen anderen Blick auf das Spiel bietet.

Von und mit:
Jessica Freitag, Renée Fröhling, David Heusgen, Ronja Kruse, Leo Menges, Bernard Niekämper, Shushila Pandya, Cosima Piepenbrock, Milos Rastovac, Pascal Rehnolt, Julia Steier, Hannah Toups, Nathalie Voß, Meridian Winterberg
Sprachgestaltung:
Achim Raven
Maske:
Hilla Lang – Sinem Güler, Kathi Michel
Bühnenbau:
Markus Wilharm
Musikauswahl:
Christian Vonscheidt, Markus Wilharm
Technik:
Alexander Conrad, Daniel Heinen, Yoshi Henning, Paul Neddermann
Spielleitung:
Michael Stieleke
Mitarbeit:
Maren Behlau, Cecilia Gläsker, Cinja Scheu, Christian Vonscheidt, Markus Wilharm
Dauer:
55 Minuten
Aufführungen:
  • 19. März 2004, Premiere
  • Eröffnungsstück der Schultheatertage im FFT

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