SUD. Irgendwo muss es eine Wut geben.

Eigenproduktion, Schülerinnen der Jahrgangsstufe 13 und Ehemalige

Fünf junge Erwachsene begegnen zufällig dem STURM UND DRANG, jener kurzen Epoche des 18. Jahrhunderts, in der eine Handvoll Mittzwanziger der Aufklärung, die sich selbst auf den faden Imperativ, immer schön vernünftig zu sein, heruntergebracht hatte, das Ideal des Originalgenies entgegen schleuderte. Auch den fünf jungen Erwachsenen wurde seit ihrer Kindheit eingeschärft, bloß ja vernünftig zu sein. Auch sie kennen den DRANG nach Liebe und Macht, der jene Epoche beseelte. Nicht jedoch kennen sie den STURM der Empörung gegen angemaßte Autorität: Die Originalgenies werden ihnen zu sanften Verrückten oder Zynikern. Sie merken aber, dass da vor 250 Jahren lebendig war, das ihrer Wahrnehmung nur ein blinder Fleck ist.

Die Sprachgewalt jener Epoche ist erloschen. Klopstocks Frühlingsfeier ist Asche. Mediale Bilderfluten, die die sichere Grenze zwischen Intimität und Öffentlichkeit längst fortgespült haben, lassen vom unendlichen Selbstgefühl des 18. Jahrhunderts nur eine endlose Folge von Selbstbildern übrig.

So beginnt beinah schüchtern ein Rollenspiel: Ich wäre wohl Franz Moor… und ich der Werther… ich die Lady Milford… ich Stella… und ich Ferdinand von Walter. Die fünf jungen Erwachsenen schreiben ihren Figuren Texte, entdecken ihre Gedanken bei den toten Dichtern wieder, ihre Selbstbilder werden zu großformatigen Fotoprojektionen, Sub- und Hypertext zugleich. Das wilde Reigenspiel von Liebe und Hass, Freude, Lust und Trauer, Konkurrenz und Demütigung endet im Taumel um die eigene Sicht der Dinge und provisorische Lösungen zwischen Lebensgier und Skepsis.

Die Idee zum Stück war vorgegeben, fünf erfahrene Spieler erarbeiteten weitgehend eigenständig Konzeption und szenische Umsetzung ihres Stückes.

Von und mit:
Ben Gageik, Jenny Janssen, Janna Linz, Yannic Vetter, Fabienne Zaumseil
Fotos:
Sinem Spielberg
Technik:
Christian Haack, Stefan Heitz, Marius Menschel, Damjan Stojkovski
Spielleitung:
Nurcan Selek, Achim Raven, Michael Stieleke
Aufführungen:
  • 30. Oktober 2009, Premiere
  • Eröffnungstück der Schultheatertage im FFT 2010
  • Eingeladen zur Theaterwoche Korbach 2010

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