Yvonne, die Burgunderprinzessin

Witold Gombrowicz, Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 11-13

Was veranlasst einen jungen und attraktiven Prinzen, ein unscheinbares, schweigsames und unbeholfenes Mädchen heiraten zu wollen? Liebe? Nein. Er will provozieren, ausbrechen, nicht mehr funktionieren. Die Eltern sind entsetzt, beugen sich aber seiner Entscheidung, um einen Skandal am Hof abzuwenden. Seine Provokation kaschieren sie als Geste des edelmütigen Herzens und hoffen, dass die Schikane nur eine vorübergehende Laune bleibt und alles wieder so wird, wie es war. Doch die bloße Anwesenheit Yvonnes löst erhebliche Irritationen aus und bringt das System ins Wanken.

Yvonne ist anders. Unsere „Yvonne“ auch, denn sie ist der Versuch, aus Elementen des traditionellen Sprechtheaters sowie des Tanztheaters eine für uns neue Bühnensprache zu finden. Die Inszenierung ersetzt Text durch körperlichen Ausdruck und lässt bewusst Lücken entstehen, die die Phantasie des Zuschauers beleben, um in die Geschichte und ihre Bedeutung eindringen zu können.

Yvonne ist nicht wie alle anderen, verhält sich nicht wie alle anderen und spricht nicht wie alle anderen. Nur oder vielleicht erst recht durch ihre Körperlichkeit wird Unausgesprochenes deutlich und deshalb ist sie Teil und nicht Gegenteil der Sprache. Und genau hier setzt unsere „Yvonne“ Elemente des Tanztheaters ein, um die Körperlichkeit – auch in den Beziehungen der Menschen – als Element des Ausdrucks „fühlbar“ in eine Form zu bringen.

Einige Spielerinnen haben in den letzten Herbstferien einen vom FFT JuTA veranstalteten und dem belgischen Choreographen und Tänzer Ives Thuwis durchgeführten mehrtägigen Tanztheater-Workshop teilgenommen und ihre Ergebnisse in unsere Probenarbeit eingebracht. Gemeinsam wurden Ansätze weiter entwickelt und immer wieder neue Formen ausprobiert und in den Kontext des Stückes eingefügt.

Die Entscheidung, Tanztheaterelemente in die Inszenierung einzubauen, hat eine enorme Kreativität ausgelöst, aber auch verdeutlicht, wie schwierig es ist, körperliche Ausdrucksformen zu finden, die nicht gängigen Klischees entsprechen, aber verständlich sind und beabsichtigte und nicht beabsichtige Gedanken und Emotionen beim Zuschauer hervorrufen.

Von und mit:
Maren Behlau, Riem Elfar, Dominique Freibott, Cecilia Gläsker, Tümay Kilincel, Aybike Kocak, Christian Kummetat, Robert Redmer, Pascal Rehnolt, Christian Vonscheidt, Markus Wilharm
Maske:
Hilla Lang – Enuma Enechukwu, Jennifer Goerres, Cinja Scheu
Technik:
Dominique Breuer, Yoshi Henning, Stefan Heitz, Hendrik Lofruthe, Paul Neddermann, Till Neddermann, David Schmitz, Jan Witte
Spielleitung:
Petra Reuffer, Michael Stieleke
Dauer:
70 Minuten
Aufführungen:
  • 13. März 2002, Premiere
  • Eingeladen zur Theaterwoche Korbach
  • Eingeladen zum Theatertreffen der Jugend in Berlin
  • Eröffnungsstück der Schultheatertage im FFT

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