Angekommen in Dresdens Realität

Wie es ist PEGIDA zu begegnen. Von Ciska Meister, Schülerin der Q2.

Wir, der Projektkurs Theater, eröffnen am Sonntag, den 20.09.2015 mit unserem Stück [meˈliʎa] das bundesweite Schultheater der Länder in Dresden (siehe Goethe-Gymnasium vertritt NRW auf dem Schultheater der Länder).

Dank der überaus positiven Rückmeldungen nach der gelungenen Aufführung starten wir voller Enthusiasmus in die Woche. Am nächsten Tag sammeln wir weitere äußerst positive Eindrücke der Stadt. Die Schattenseiten, die seit Oktober 2014 in den Medien präsent sind, rücken in den Hintergrund. Als wir am Abend das Staatsschauspiel nach der letzten Vorstellung des Tages verlassen, herrscht bei allen Heiterkeit.

Selbst als aus dem Nichts ein Pulk von „besorgten Bürgern“ wenige Schritte entfernt an uns vorbei zieht, fühlen wir uns als Außenstehende vorerst amüsiert. Manche lachen zunächst, nicht zuletzt wegen der Banalität der Parolen. Als die Masse jedoch anfängt auf uns zu wirken, spüren wir, was bis jetzt keine Berichterstattung, Dokumentation oder sonst irgendwelche Medien in uns hervorrufen konnte. Eine Mischung aus purem Schock, Rat- und Fassungslosigkeit. Vor einem stehen plötzlich 7500 wütende Dresdner Bürger, mit einer unglaublichen Präsenz. Sie schreien Parolen, brüllen uns an, wir (die Schüler) sollten uns schämen und ihnen folgen. Purer Hass steigt in uns hoch, wir wollen zurückschreien, ihnen am liebsten die Flaggen und Plakate aus der Hand reißen, wir sind jedoch wie gelähmt und starren sie gebannt an. Wir beobachten, wie eine Frau Mitte 50 uns den erhobenen Mittelfinger entgegenstreckt und uns angrinst, und ich fange an zu zittern. Wir sehen eine Familie mit kleinen Kindern mitmarschieren, und Gleichaltrige, die sich eifrig an der lauten Dynamik des Mobs beteiligen.

Mein Atem wird schneller. Die Reizüberflutung löst bei einigen von uns Tränenausbrüche aus. Ich schäme mich in Grund und Boden. Diese Menschen maßen sich an, unter der deutschen Flagge zu laufen, sich als das Volk und die Mehrheit zu bezeichnen. Sie sind von einer unheimlichen Energie getrieben, die so beklemmend auf mich wirkt, dass ich mich zurückziehen muss. Nicht aus Angst vor Gewalt oder Bedrohungen, es ist die Stärke der Masse, die von Fanatismus getrieben ist, ihre rassistischen und menschenverachtenden Ideologien zu verfolgen. Sie verfügt über eine Energie, die man über einen Fernsehbildschirm nicht vermittelt bekommt. Eine Energie, die man erlebt haben muss, um den Ernst der Lage verstehen zu können.

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